ICD 10 – Das diagnostische Standardwerk für Ärzte und Heilpraktiker
Das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellte System geht nicht von der Ursache einer Erkrankung (Ätiologie) aus. Beleuchtete das triadische System die Ursache einer Störung, beschränkt sich die Diagnostik der ICD-10 auf den beobachtbaren Verlauf mit Dauer und Schweregrad (phänomenologisch). Dazu erfasst sie die Symptomatik bzw. Ähnlichkeiten im Erscheinungsbild einer Erkrankung (deskriptiv – beschreibend). Stärker als zuvor werden zur Beschreibung der Krankheiten zeitliche Kriterien z.B. Krankheitsverlauf sowie der Schweregrad der Störungen herangezogen. Die 10. Fassung dieses „Störungskatalogs“ ist seit dem 01.01.2000 gültig. In der Gesamtausgabe der ICD 10 werden alle Erkrankungen aufgelistet, also auch beispielsweise Krankheiten der Sinnesorgane oder Gelenkerkrankungen. Für den psychiatrisch/psychischen Bereich ist das Kapitel/Buch V relevant. Den dort beschriebenen Störungen wird der Buchstabe F vorangestellt. Im Jahre 2022 wurde die ICD 11 vorgestellt, die schrittweise in einer mehrjährigen Übergangszeit das gültige Diagnosesystem der ICD 10 ablösen wird.
Darstellung der Erkrankungen in der ICD 10
Hier siehst Du die Einteilung der verschiedenen Erkrankungsbilder in den sogenannten “F-Kapiteln”
F0 Organische, einschließlich symptomatischer oder psychischer Störungen
F1: Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen
F2: Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
F3: Affektive Erkrankungen (Depression, Manie)
F4: Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen
F5: Verhaltensaufälligkeiten mit körperlichen Störungen oder Faktoren (z.B. Anorexie)
F6: Persönlichkeitsstörungen, Verhaltensstörungen
F7: Intelligenzminderung
F8: Entwicklungsstörungen
F9: Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend (z.B. ADHS)
F99: Psychische Störungen ohne nähere Angabe
Die F-Kapitel verzweigen weiter in Unterkapitel. Also von den Störungsgruppen (F-Kapiteln) zu spezielleren Störungsgruppen (Unterkapitel). Die zweite Ziffer drückt dies aus. So finden wir beispielsweise unter F43 die Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörung, nach dem Punkt eine genaue Diagnosebezeichnung:
ICD 10: Beispiel für eine Störungsgruppe
Schaue Dir in der ICD 10 gleich die 43.2: Anpassungsstörungen an. Hier wird ein Eindruck vermittelt, wie Störungen beschrieben und diagnostische Leitlinien verfasst sind. Mit der vierten Ziffer (die hier im Beispiel oben fehlt), kann noch weiter auf einen zeitlichen Verlauf eingegangen oder die Begleitumstände beschrieben werden. Für die schriftliche Prüfung ist es nicht erforderlich, jede Störung mit Nummer zu kennen. Hilfreich kann es aber sein, die einzelnen F-Kapitel F0-F9 unterscheiden zu können. Für die mündliche Prüfung ist für Dich die Kenntnis im Rahmen der Diagnostik (psychopathologischer Befund) relevant.
Hier kannst Du Dir die Vorlesung zur ICD 10 der Online Ausbildung anschauen
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