Pleitegeier Heilpraktiker*in Psychotherapie?

Pleitegeier Heilpraktiker Psychotherapie

Inhalt

Der Praxisraum ist stilvoll eingerichtet, die Einweihungsfeier war herzerwärmend und die Glückwünsche von Freunden und Verwandten zahlreich: “Jetzt können die Kunden kommen!”. Du bist voller Elan, hast eine Menge Geld in Deine Ausbildung gesteckt und blickst erwartungsfroh nach vorne. Aber niemand “Deiner Kunden” ruft an oder schreibt eine E-Mail und die Tage vergehen und ziehen sich wie Kaugummi… und Deine Selbstzweifel werden jeden Tag größer… so hast Du Dir Deinen Traumberuf als Heilpraktiker*in Psychotherapie sicher nicht vorgestellt!

Pleitegeier oder Traumberuf Heilpraktiker*in Psychotherapie?

Du denkst, das sind schlichtweg Hirngespinste? Leider nein, denn immer mal wieder vergessen gestandene Expert*innen etwas Wichtiges: Unternehmer*in zu werden! Denn nur weil Du Dein Praxisschild an die Tür nagelst heißt das noch lange nicht, dass sich jemand bei Dir meldet.

Fünf Tipps, wie Deine Praxisgründung scheitert (und Du diese Fallen umgehst)!

Du hast Dich in der Einleitung des Artikels schon ein wenig wiedererkannt? In diesem Beitrag möchte ich Dir die fünf häufigsten Fehler zeigen, die bei der Praxisgründung als Heilpraktiker*in und dem Aufbau einer Heilpraktikerpraxis (leider) immer mal wieder auftauchen.

1. Fail: Überhöhte Erwartungen/Angst vor Ablehnung und Ungeduld – gleich drei Dinge auf einmal? 😉

“Jetzt macht die einen auf Psycho, kuck mal da!”. Vielleicht bist Du voller positiver Erwartungen in Deine neue Tätigkeit gestartet und gehst davon aus, dass “die Welt da draußen” nur auf Dich und Dein Angebot gewartet hat. Schließlich gibt es ja genug Probleme, das merkst Du ja fast jeden Tag an Deinem Arbeitsplatz oder Deinem Bekanntenkreis, für die Du schon jahrelang “der Mülleimer” bist.

Hurra, ich bin da!

Vielleicht merkst Du mit dem Beginn Deiner Tätigkeit als Heilpraktiker*in Psychotherapie aber auch, dass nicht alle Deine neuen “Berufswünsche” toll finden, vielleicht sogar diesen eher ablehnend (unwissend) gegenüberstehen. Das kann insbesondere am Anfang verletztend sein, da Du ein neues “Baby ausgetragen” hast und nun “zur Welt bringst”. Dass andere nun grob darauf “herumtrampeln” ist für Dich vielleicht schmerzhaft und kränkend… das hast Du Dir ganz anders vorgestellt und fühlst Dich auch in dem Zugzwang, jetzt mal “liefern” zu müssen (“na, wie viele Patient*innen hast Du denn schon?”). Du fühlst Dich schlichtweg verkannt, immer kleiner und siehst am Horizont den (inneren und äußeren Pleitegeier) kreisen und Deine gute Motivation, Dein Wissen und das Herzblut für Dein Business schwinden.

Erst legen, dann gackern – was wir als Heilpraktiker*in Psychotherapie von Hühnern lernen können

Ich erlebe oft, dass der Start natürlich positiv aufgeladen und freudig ist (das muss auch so sein). Oftmals erwarten wir aber, dass (möglichst) alle diese Freude teilen müssen und wir vielleicht auch entttäuscht sind, wenn dies nicht der Fall ist. Du fühlst Dich schichtweg übersehen und ziehst Dich in Dein Schneckenhaus zurück, vielleicht auch mit dem Gedanken: “Die haben ja doch alle recht gehabt als sie sagten, bleib doch bei deiner sicheren Arbeit!”.

Schritt für Schritt, auch wenn´s manchmal schwerfällt…

Es wäre nicht das erste Mal, dass überhöhte Ansprüche an sich selbst und andere sowie Ungeduld einem das Genick brechen können. Gib dir gerne zwei bis drei Jahre Zeit und schaue auch, wie Deine eigene finanzielle Sicherheit, das was Du zum Leben jeden Monat brauchst, jeweils sichergestellt ist. Zum Beispiel, in dem Du nebenberuflich gründest. Dann kannst Du immer noch “aufsatteln”, wenn Deine Praxistätigkeit gut läuft bzw. Du hauptberuflich therapeutisch arbeiten willst. Hilfreich kann auch die Überlegung sein, genau hinzuschauen, wer Dich in Deinem Vorhaben unterstützt und (nur) diese Menschen in Deine persönlichen Überlegungen einzubeziehen.

2. Fail: Fehlende Spezialisierung

“Wer kommt, der kommt, ich schicke doch niemanden weg, da müsste ich ja komplett bescheuert sein!”. Denkst Du auch so? Die Aussage scheint natürlich nachvollziehbar, trifft allerdings selten die Praxis von Heilpraktiker*innen Psychotherapie. Wer glaubt, er könnte für alles und jeden kompetent sein, macht sich nicht selten unglaubwürdig und versäumt eines: Expert*in zu werden in (s)einem ganz bestimmten Bereich. Sonst bist Du schnell “austauschbar” und eine(r) von vielen. Sinnvoll kann es sein, sich auf ein bis vier Bereiche zu spezialisieren. Soll Dein Business ein Herzensbusiness werden? Dann lohnt es sich sehr, genau hinzuschauen: Welche Themen liegen Dir besonders? Mit welchen Menschen möchtest Du gerne arbeiten? Hast Du in einem bestimmten Bereich vielleicht Feldkompetenz?

3. Fail: Mangelnde Selbstpflege und “Burnout-Gefahr”

“So ein paar Patientengespräche führen, das mache ich ganz locker!”. Je nach Ausrichtung Deines Praxisklientels kommen ganz unterschiedliche Menschen zu Dir als Heilpraktiker*in Psychotherapie. In “äußeren Themen” (Entscheidungen, Konflikten, Ängsten aber auch Diagnosen etc.), liegen nicht selten “tiefere Gründe” (manchmal auch traumatische Erfahrungen), die auch mit uns als Therapeut*innen in Resonanz gehen können. Um für sich selbst in einer guten Kraft sein zu können ist es sinnvoll, diese Kraft, Energie und Lebensfreude ständig und planvoll aufzubauen, zu pflegen und zu bewahren.

Selbstfürsorge als Schlüssel für Spaß und Freude als HP Psych.

Das Stichwort Resilienz sollte nicht nur für unsere Patient*innen gelten, sondern vor allem auch für uns selbst als Heilpraktiker*innen Psychotherapie. Selbsterfahrung sollte ein fester Bestandteil Deiner therapeutischen Ausbildung sein oder werden. Sich selbst gut zu kennen ist dabei nicht nur im therapeutischen Kontext hilfreich. Auch im persönlichen Bereich hilft uns dies, mit unseren eigenen Grenzen aber auch Belastungen sorgsam und freundlich umzugehen, vielleicht auch als Vorbild für unsere (zukünftigen) Patient*innen.

4. Fail: “Romantische Vorstellungen” von effektivem Marketing

“Ich hab da mal einen Flyer erstellt, schau doch mal!”… So sagte es mir eine Kollegin und gab mir ganz stolz ein Exemplar davon. Zweifellos war dieser ansprechend gestaltet und meine Kollegin (mit Recht!) ganz stolz auf ihre ersten Schritte in diesem Bereich. Effektives Marketing bedeutet vor allem, sichtbar zu werden und Aufmerksamkeit zu erzeugen bei den Menschen, die Dich und Dein Angebot brauchen. Und Du brauchst diese Sichtbarkeit dort, wo diese Menschen nach einer Lösung suchen, die Du anbietest! Kannst Du diese mit Deinem Flyer erzeugen? Falls ja, wunderbar! Allermeist werden Deine potentiellen Klient*innen aber eine Recherche im Internet durchführen (oder im besten Fall im Bekanntenkreis nachfragen!). Bei Erstgenanntem: Wie können Deine möglichen Kund*innen Dich im Internet finden?

Deine Website im Internet als “Kundenmagnet”

Hast Du eine Internetseite? Falls ja, für welche “Suchbegriffe” (keywords) ist diese optimiert? Wie gestaltet sich eine mögliche Kontaktaufname zu Dir? Hast Du schon einmal über so etwas wie “Google Ads” nachgedacht? Fragst Du Deine neuen Kund*innen, wie diese auf Dich und Dein Angebot aufmerksam geworden sind und kannst Du Dich dadurch immer weiter auf diese und ihre Bedürfnisse (und Suchgewohnheiten) einstellen?

5. Fail: Unzureichende Geschäftsplanung und “davonlaufende” Kosten

“Ich hab mir erstmal eine anständige Praxis und die zugehörige Einrichtung zugelegt, nun weiß ich ja am Besten, was ich mir Wert bin und es soll ja auch wirklich schön und ansprechend sein. Da sind die 500 Euro Monatsmiete nur “recht und billig!”. Seine Patient*innen in einem schönen Ambiente zu empfangen in dem man sich selbst auch wohlfühlt, ist mehr als nur verständlich und nicht zuletzt für das eigene Wohlgefühl unerlässlich. Nur wenn ich mich selbst in meinen Räumen gut und sicher fühle, kann ich dies auch auf meine Klient*innen übertragen. Vielleicht muss zum Beginn aber nicht alles “nagelneu” sein und insbesondere wenn zum Praxisstart mein Budget schmal ist, sollte ich mich nicht mit hohen Fixkosten “knebeln”. Denn die Monatsmiete für den Praxisraum oder die Praxisräume muss jeden Monat bezahlt werden, egal ob dieses Geld erwirtschaftet wurde oder nicht.

Mit anderen “gemeinsame Sache” machen?

So kann es gerade zum Beginn der neuen Tätigkeit hilfreich sein, Räume gemeinsam zu nutzen oder sich stundenweise in Räume von Kolleg*innen einzumieten. Nicht selten ergeben sich dadurch “Synergie- und Bekanntheitseffekte” und Du kannst mit überschaubaren Kosten ganz entspannt schauen, wie “der Hase läuft” und Dein Business in aller Ruhe aufbauen, bevor Du ggf. den nächsten Schritt gehst.

Albtraum(-beruf) Heilpraktiker*in Psychotherapie?

Mit Menschen arbeiten zu können ist für mich ein absoluter Traumberuf! Ich selbst habe früher viele Jahre in der IT-Branche gearbeitet und dann gemerkt, dass ich mich viel mehr für die Menschen interessiere, die vor den PC´s sitzen. Damit Dein vielleicht größter (Berufs-)Wunsch nicht “zum Scheitern” verurteilt ist, solltest Du aber nicht für fachliche Expertise sorgen. Mindestens genauso wichtig ist es, dass Du Unternehmer*in wirst. Die gute Nachricht: Genauso wie Du Dich fachlich weiterbilden kannst, kannst Du auch lernen als Unternehmer*in zu denken und zu handeln. Ich wünsche Dir dabei viel Erfolg. Schreib mir, wenn ich Dich dabei unterstützen kann!

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