ICD 11 – Das (neue) diagnostische Standardwerk im Gesundheitswesen, auch für Heilpraktiker Psychotherapie
Die Beschreibung und Erforschung von (psychischen) Störungen und Erkrankungsbildern bleibt nicht stehen. So entstehen durch weitere Forschung aber auch kulturelle (Umwelt-) Gegebenheiten neue Auffälligkeiten, die sich durch bestimmte Umstände zu definierten Erkrankungen mit feststellbarem Leidensdruck ausbilden können. So gilt seit 2022 die ICD-11 der WHO, als Weiterentwicklung der ICD-10 mit einer neuen Klassifikation bzw. einem neuen Ordnungssystem. Die psychischen Erkrankungen werden dort (überwiegend) im Kapitel 06 dargestellt. Das Erscheinen einer amtlichen, deutschen Übersetzung wird allerdings noch Zeit in Anspruch nehmen. Während einer mehrjährigen Übergangsfrist wird die ICD-11 das Diagnosesystem des ICD-10 ablösen.
Darstellung der Erkrankungen in der ICD 11
Zur Unterscheidung psychischer Störungen werden hier 25 Hauptgruppen gebildet, die sich wiederum in über 300 diagnostisch relevante Untergruppen aufteilen.
Zu den differenzierten Störungen gehören (Auszug):
- Störungen der neuronalen / mentalen Entwicklung
- Schizophrenie und andere psychotische Störungen
- Affektive Störungen (Bipolare Erkrankung, Depressive Erkrankung)
- Angststörungen
- Zwangsstörung und zwangsähnliche Störungen
- Akute stress- und belastungsbezogene Störungen
- Traumafolgestörungen, Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
- Dissoziative Störungen
- Somatoforme Störungen
- Fütter- und Essstörungen
- Störung der Ausscheidung
- Schlaf-Wach-Störungen
- Sexuelle Funktionsstörungen
- Störungen der Impulskontrolle
- Disruptive und Sozialverhaltensstörungen
- Störungen im Zusammenhang mit dem Konsum psychotroper Substanzen und abhängigen Verhaltensweisen
- Neurokognitive Störungen
- Persönlichkeitsstörungen
- Paraphile Störungen
- Störungen der Geschlechtskongruenz, Geschlechtsidentität
- Artifizielle Störungen
- Psychische Störungen im Zusammenhang mit Schwangerschaft, Geburt und Postpartum (nachgeburtlich)
- Psychische oder Verhaltensauffälligkeiten im Zusammenhang mit Störungen, die andernorts klassifiziert werden
Kritik an der ICD-11
Wie auch an anderen Diagnosesystemen, z.B. dem System des DSM (Diagnostisches statistisches Manual) lässt sich auch hier eine „Inflation“ von diagnostischen Kategorien feststellen. Diese kann stigmatisierenden und pathologisierenden Tendenzen von Menschen Vorschub leisen.
Das könnte Dich auch interessieren
>> Psychoedukation – Erkrankung und deren Umgang verstehen (lernen)
>> Betreuungsrecht: Rechtliche Hilfe für Betroffene
>> Suizidalität: Ein besonderes Augenmerk, nicht nur in der Heilpraktiker*innenpraxis